
Hä, was? Schisandra? Hab´ ich noch nie gehört. So geht es bestimmt einigen Menschen, wenn sie das erste Mal etwas von der Schisandrabeere lesen. Doch so unbekannt, wie sie in unseren Kreisen noch ist, so bekannt ist sie im asiatischen Raum; vor allem in China, wo sie als anerkanntes Heilmittel in der traditionellen chinesischen Medizin genutzt wird. Aber warum? Dieser Frage gehen wir im heutigen Artikel nach.
Allgemeine Informationen
Herkunft und Merkmale von Schisandra
Die Schisandrapflanze, auch Spaltkörbchen oder Spaltkölbchen genannt, gehört zu der Familie der Sternanisgewächse und ist eine verholzende Kletterpflanze, die bis zu 8 Meter hoch bzw. lang werden kann. Hauptsächlich finden ihre Früchte, welche meistens zwei Samen enthalten, Anwendung in der chinesischen Medizin.
Es gibt etwa 25-30 verschiedenen Arten der Schisandrapflanze, welche überwiegend in Asien beheimatet sind. 19-20 Arten kommen in China vor.
Die offizielle Aufstellung der Gattung Schisandra erfolgte 1803. Die ersten Aufzeichnungen liegen jedoch viel, viel weiter zurück. So fand die Beere schon Erwähnung in der Han Dynastie, welche von 206 v Chr. – 220 n. Chr. im chinesischen Kaiserreich herrschte. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Schisandrabeere aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften nach Europa.
Ernährungsphysiologie
Wu Wei Zi, so wird die Schisandra auch genannt. Übersetzt bedeutet das: „Fünf-Geschmacks-Samen“ oder auch „Die Beere der fünf Geschmäcker“. So soll die Schisandra Beere alle fünf Geschmäcker vereinen: süß, sauer, salzig, bitter und scharf. Allein wegen dieser Eigenschaft sprachen die Chinesen der Beere eine hohe Qualität zu. Die fünf Geschmäcker stehen in der chinesischen Heilkunde für die Elemente Erde, Feuer, Holz, Wasser und Metall.
Neben Vitamin C, B6, E und Provitamin A enthält die Schisandrabeere auch noch mehr als 30 verschiedenen Lignane, welche der Beere ihre besondere Stellung verschaffen. Lignane kommen als Naturstoff in Pflanzen vor und sind dort wohl für die Abwehr gegen Erkrankungen oder Infektionen verantwortlich. Für den Menschen werden Lignane aufgrund ihrer biochemischen Eigenschaften im ernährungswissenschaftlichen Bereich immer interessanter. So sollen die Lignane, welche in der Schisandrabeere vorhanden sind, folgende Bedeutung haben:
Main biological activities of dibenzocyclooctadiene lignans
Lignan | Biological activity | References |
Deoxyschisandrin | Anticancer, antiviral, hepatoprotective | Casarin et al. (2014), Jiang et al. (2015b), Xu et al. (2015) |
Gomisin A | Anticancer, antiviral, anti-inflammatory, hepatoprotective | Jiang et al. (2015b), Waiwut et al. (2012) |
Schisandrin | Antioxidative, hepatoprotecitve, sedative | Jeong et al. (2013) |
Schisandrin B | Antioxidative, anticancer, antiviral, anti-inflammatory, hepatoprotective | Casarin et al. (2014), Chiu et al. (2006), Hu et al. (2014), Thandavarayan et al. (2015), Xu et al. (2015), Yim et al. (2009) |
Schisandrin C | Antioxidative, anti-inflammatory, hepatoprotective | Jiang et al. (2015b) |
γ-Schisandrin | Anticancer, antioxidative, hepatoprotective | Thandavarayan et al. (2015), Yim et al. (2009) |
Schisanthenol | Antiviral |
Xu et al. (2015)
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Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5378736/
Laut dieser Angaben sollen die Lignane sowohl eine entzündungshemmende, ein antivirale, eine krebshemmende, eine beruhigende, eine leberschützende und eine antioxidative Wirkung haben.
In der traditionellen chinesischen Medizin sagt man den Beeren eine adaptogene (vor Angriffen stärkende) Bedeutung nach. So sollen sie sowohl das allgemeine Wohlbefinden steigern, aber auch unsere Leber, unser Immunsystem und unsere Abwehr gegen Stress und Angst stärken.
Außerdem sollen Schisandrabeeren die mentale Leistung und somit die Konzentration und die Auffassungsgabe steigern. Ebenso wird den Früchten ein positiver Einfluss auf unser Herzkreislaufsystem nachgesagt, da sie die Blutgefäße von Kalk- und Fettablagerungen reinigen sollen.
Die Liste der positiven Eigenschaften der Schisandra in der TCM (trad. Chin. Med.) hört noch lange nicht auf, sodass alle Erwähnungen hier den Rahmen sprengen würden. So gelten sie beispielsweise ebenfalls als Aphrodisiakum und sollen Haut, Verdauung und auch die Atmung verbessern.
Verwendung
Der Geschmack der Schisandrabeere ist sehr gewöhnungsbedürftig, sodass sie tatsächlich weniger als Genussmittel gegessen werden kann, sondern eher als gesunde Maßnahme. So soll man täglich etwa 5 g der getrockneten Beere ausgiebig kauen. Umso länger man kaut, umso mehr kann man tatsächlich die 5 verschiedenen Geschmäcker der Schisandra rausschmecken. In China wird eine Einnahme von 100 aufeinander folgenden Tagen empfohlen.
Ebenso kann man die Schisandrabeere als reichhaltigen Tee zu sich nehmen, indem man 1-2 Teelöffel der getrockneten Frucht abkocht.